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Awareness

Wie könnt Ihr uns erreichen?

Wenn Dir übergriffiges Verhalten aufgefallen oder widerfahren ist, melde Dich gerne jederzeit bei uns. Wir sind für dich da! Wir hören dir zu und stellen dein Erleben nicht in Frage. Zusammen können wir dann raus finden was du jetzt brauchst. Du kannst uns eine E-Mail schreiben oder telefonisch mit uns sprechen.

Während des Campwochenendes ist immer eine Person (positioniert als FLINT*,weiß, abled, akademisch sozialisiert) für Euch erreichbar.

Per Telefon 034296 9197 42
Per Email    awareness@klimacamp-leipzigerland.de

Wir behandeln Nachrichten mit Bedacht und vertraulich und reagieren so schnell wie möglich.

Was ist Awareness?

Awareness lässt sich nicht gut auf Deutsch übersetzen, am ehesten noch durch den Begriff der Achtsamkeit. Hierbei geht es ganz allgemein um einen achtsamen und respektvollen Umgang miteinander.

Als emanzipatorisches Konzept bezeichnet Awareness einen achtsamen und bewussten Umgang mit Diskriminierungs- und Herrschaftsverhältnissen und vor allem mit Betroffenen dieser Verhältnisse.

Wir leben in einer Gesellschaft, in der z.B. rassistische, sexistische, homophobe und viele weitere herrschaftsförmige und diskriminierende Verhaltensweisen leider nach wie vor alltäglich sind. Damit verknüpft sind Diskriminierungs-und Herrschaftsformen vielerorts institutionalisiert, beispielsweise in Form kapitalistischer Wirtschaft und rassistischer Gesetze.

Das bedeutet für Awareness als politische Praxis, dass sie nicht nur zwischenmenschliche Beziehungen in den Blick nehmen muss, sondern auch Strukturen und Institutionen, die Diskriminierung und Gewalt begünstigen und/oder durchsetzen.

Awareness-Arbeit umfasst also zum einen Prävention –die Schaffung von (zwischenmenschlichen, gesellschaftlichen und institutionellen) Bedingungen, die die Möglichkeit von Diskriminierung und Gewalt minimieren –, zum anderen konkrete Unterstützungsangebote für Personen, denen Diskriminierung oder Gewalt widerfahren ist bzw. widerfährt.

Warum Awareness auf dem Camp?

Wir möchten, gemeinsam einen Raum schaffen, auf dem sich alle möglichst wohlfühlen können. Dafür ist es wichtig zu betonen, dass wir uns nicht frei von gesellschaftlichen Herrschafts-und Machtverhältnissen bewegen – auch nicht in einem online Raum. Weil wir in einer Gesellschaft leben, die Ungleichheiten hervorbringt, Unterdrückung erzeugt, Verhältnisse stetig reproduziert und aufrechterhält.
Damit haben wir uns alle auseinanderzusetzen, wenn wir unser Ziel einer befreite(re)n Gesellschaft ernst meinen. Für diese (kollektiven) Auseinandersetzungen sind wir alle verantwortlich.

Deswegen ist es unerlässlich, auch auf uns zu blicken und unsere Strukturen zu reflektieren: Welche Privilegien haben viele von uns? Wie divers oder homogen sind wir? Woran liegt das? Wie grenzen wir auch unbewusst und ungewollt bestimmte soziale Gruppen aus? Wie können wir ausgrenzendes Verhalten vermeiden? Was können wir persönlich dafür tun, dass sich alle Personen hier wohlfühlen?

Was heißt hier (Un)Wissen?

Wir alle haben verschiedene Themen, in denen wir uns mehr oder weniger gut auskennen und mit denen wir bisher mehr oder weniger konfrontiert wurden. Dies ist von gesellschaftlichen Strukturen bedingt und führt zu einer ungleichen Verteilung von (Un)wissen und damit zu Privilegien.
Es kann ein Privileg sein, mit bestimmen Themen noch nicht konfrontiert worden zu sein, ebenso wie es ein Privileg sein kann, über ein bestimmtes Thema mehr zu wissen als andere.
Verschiedene (Un)Wissensstände werden also auf dem Klimacamp online zusammentreffen! Das kann als bereichernd, aber auch in Gesprächen mitunter als ausschließend wahrgenommen werden.
Deshalb möchten wir euch dazu aufrufen, euren eigenen (Un)Wissensstand zu reflektieren und in Gesprächen miteinander sensibel damit umzugehen. Vielleicht gibt es Wörter, die ihr als selbstverständlich versteht und benutzt, mit denen andere aber nicht so viel anfangen können oder die sie verletzen. Diese Wörter (Fachbegriffe, Umgangssprache, Szene-Begriffe, Namen, Witze…) könnt ihr einander rücksichtsvoll erklären und euch erklären lassen, damit sich niemand ausgeschlossen oder bloßgestellt fühlt und wir alle unser (Un)wissen miteinander austauschen und erweitern können.

Pronomen und gegenderte Sprache

Um dem sogenannten ‚Misgendern‘ -also dem Ansprechen mit dem für die angesprochene Person falschen Pronomen-entgegenzuwirken, möchten wir euch alle bitten neben eurem (Spitz-) Namen, mit dem ihr während des Camps angesprochen werden möchtet, auch das Pronomen mit in Euer Namensfeld einzugeben (falls vorhanden). Wir wollen euch auch dazu aufmuntern, Pronomen außerhalb des binären Systems zu verwenden. Wenn ihr euch unsicher seid, welches Pronomen ihr für eine Person verwenden könnt, dann könnt ihr das Pronomen einfach durch den Namen der Person ersetzen. Auf diese Weise kann eine verletzende/verunsichernde Grenzüberschreitung vorgebeugt werden.

Beispiele für Pronomen und deren Benutzung können sein:
(Name, Personalpronomen, Possessivpronomen)

  • Jojo, sie, ihr
    Das ist Jojo. Sie heißt Jojo. Jojo ist ihr Name.
  • Ibrahim, mensch, menschs
    Das ist Ibrahim. Mensch heißt Ibrahim. Ibrahim ist menschs Name.
  • Ana, ?, ?
    Das ist Ana. Ana heißt Ana. Ana ist Anas Name.
  • Xuan Anh, er, sein
    Das ist Xuan Anh. Er heißt Xuan Anh. Xuan Anh ist sein Name.

Wenn ihr euch mehr Informationen (z.B. zu Heteronormativität, non-Binarität etc.) wünscht, dann könnt ihr euch in der „Leseecke“ Lektüre dazu suchen und selbstständig Diskussionen anregen.

BI_PoC Empowerment Raum

Es gibt auf dem Camp einen ausgewiesenen Empowerment Raum für BI_PoC (Black, Indigenous, People of Colour). In diesem Raum sind alle Menschen, die von Rassismus betroffen sind, herzlich willkommen sich auszutauschen, zu vernetzen und zu empowern. Am Sonntagvormittag findet hier ein angeleiteter Empowerment Workshop statt. Um einen geschützteren Rahmen zu bieten, haben alle weißen1 Menschen keinen Zutritt zu diesem Raum.

Definitionsmacht

Wenn du Gewalt, Übergriff(e) und/oder Diskriminierung in den Räumen des Klimacamp erlebst, gilt die Sichtweise von dir als betroffener Person. Das bedeutet, du schilderst deine Erfahrung, wir hören zu und unser weiteres Vorgehen richtet sich nach deinen Wünschen und Bedürfnissen. Du als betroffene Person hast also die Definitionsmacht und wir sind und handeln dabei solidarisch parteilich mit dir.
Jede Person hat bestimmte persönliche Grenzen und diese sind immer okay! Durch verschiedene persönliche Erfahrungen und Hintergründe nehmen wir alle Unterschiedliches als Verletzung unserer persönlichen Grenzen wahr. Seid euch bewusst, dass andere Personen Grenzverletzungen und Diskriminierungen wahrnehmen können, auch wenn ihr diese nicht seht!

 

1) Weiß: bezeichnet keine biologische Eigenschaft und keine reelle Hautfarbe, sondern eine politische und soziale Konstruktion. Mit Weißsein ist die dominante und privilegierte Position innerhalb des Machtverhältnisses Rassismus gemeint, die oft unausgesprochen und unbenannt bleibt.